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Neue Becken dürfen alles - was bedeutet das, "ein Aquascape einfahren lassen"?

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Inhaltsverzeichnis

 

Endlich - dein neues Aquascape ist fertig eingerichtet und bepflanzt, und es sieht einfach toll aus. Bevor du allerdings Tiere einsetzen kannst, muss das Aquarium erst einmal "einfahren". Dieser Prozess ist für ein biologisch stabiles Scape wirklich wichtig, du kannst ihn aber ein bisschen steuern und sogar eventuell abkürzen.

Wie funktioniert das biologische Gleichgewicht im Aquarium?

In einem funktionierenden Ökosystem im Aquarium haben wir den sogenannten Stickstoffkreislauf am Start. Grob gesagt werden also im Stickstoffkreislauf organische Abfälle und für Garnelen und Fische potentiell gefährliche Schadstoffe von Bakterien abgebaut und in harmlosere Substanzen umgewandelt, die den Aquarienpflanzen im Aquascape als Nährstoffe dienen.

Der Stickstoffkreislauf kurz erklärt: Ammoniumpeak und Nitritpeak

Diese sogenannten Filterbakterien (denn dort findet man die meisten von ihnen, sie sitzen aber auch auf Oberflächen) müssen aber zunächst einmal wachsen. Das tun sie zusammen mit dem Nährstoffangebot, allerdings leicht zeitversetzt. Deshalb kommt es in der Einfahrzeit eines Scapes zu verschiedenen Peaks, also zu Nährstoffspitzen. Zunächst bilden sich Bakterien, die Ammonium verstoffwechseln. Bis sie vollständig aktiv sind, ist ein Ammoniumpeak nachweisbar. Ganz besonders häufig haben wir in Aquarien mit vorgedüngtem Pflanzensoil einen Ammoniumpeak, weil der Soil in den ersten Tagen und Wochen besonders viel NH4 abgibt. Hier können tatsächlich große Wasserwechsel helfen, den Ammoniumwert wenigstens etwas zu drücken - keine Sorge, es bilden sich dennoch ausreichend Bakterien für den Filter! Die Aquarienpflanzen nehmen übrigens ebenfalls sehr gern Ammonium als Nährstofflieferant auf.

Ammonium fällt nach dem Peak wieder unter die Nachweisgrenze, sobald sich ausreichend Bakterien im Aquarium gebildet haben. Ihr Stoffwechselprodukt ist wiederum Nitrit. Dem Ammoniumpeak folgt daher der Nitritpeak. Weil Nitrit ein für Fische tödliches Gift ist, sollten während der Einfahrphase keine fischigen Aquarienbewohner eingesetzt werden, ehe nicht der Nitritpeak durch ist! Dasselbe gilt auch für Garnelen - obwohl es hier Zwerggarnelen gibt, die auf Nitrit nicht so empfindlich reagieren - zum Beispiel alle Neocaridina-Arten. Für Aquarienpflanzen ist Nitrit ebenfalls ziemlich giftig, sie nutzen es auch nicht als Stickstoffquelle.

Im Nitritpeak bilden sich vermehrt Bakterien, die Nitrit abbauen, das heißt, auch NO2 fällt irgendwann wieder unter die Nachweisgrenze. Diese Bakterien produzieren Nitrat (NO3). Ist vermehrt Nitrat im Aquarienwasser nachweisbar, hat man einen starken Hinweis darauf, dass die Aquarienbiologie arbeitet und dass nun langsam Tiere einziehen können. Nitrat ist ein sehr wichtiger Stickstofflieferant für die Pflanzen in deinem Aquascape, ohne Stickstoff ist ihnen kein Wachstum möglich.

Ein frisches Scape besetzen

Dabei besetzt man das Aquascape nur nach und nach, sodass die Bakterien mit der zunehmenden Nährstoffbelastung Schritt halten können, sonst kommt es erneut zu einem Peak. Der Nitritpeak kann für die Fische sogar tödlich enden - Nitrit ist für sie sehr giftig, weil es die Sauerstoffaufnahme hemmt. Manche Fische im Aquarium können schon bei einem geringen Nitritgehalt ersticken. Ein Warnsignal ist, wenn die Fische unter der Wasseroberfläche hängen und sichtbar "pumpen", sich also ihre Kiemendeckel schnell und angestrengt bewegen. Traditionell werden Aquascapes zwar nicht so stark mit Fischen besetzt wie herkömmliche Wohnzimmeraquarien, jedoch kann auch hier bei zu schnellem Besatz ein Nitritpeak auftreten.

Was tun, wenn es zu einem erneuten Nitritpeak kommt?

Bei einem Nitritpeak in einem besetzten Scape muss man schnell handeln, damit die Fische keinen Schaden nehmen oder sogar sterben. Hier gibt es mehrere Methoden. Wichtig ist, nicht lange zuzuschauen, sondern direkt aktiv zu werden. Aus diesem Grund sollte man in den ersten Wochen im Aquascape täglich den Nitritwert mit einem Tröpfchentest messen. Grundsätzlich werden die Fische während eines Nitritpeaks nicht gefüttert. Das letzte, was du willst, ist, noch mehr Nährstoffe ins Aquarium zu geben! Keine Angst, in der Natur finden Fische auch nicht jeden Tag etwas, das macht ihnen nichts aus.

Wasserwechsel!

Nitrit kannst du durch einen großen Wasserwechsel austragen. Wenn du 70% des Aquarienwassers im Scape austauschst, sind damit direkt auch 70% des Nitrits weg! Es kann aber leider in der Folge immer wieder zu einem Peak kommen, bis die Filterbakterien mit dem Nährstoffangebot Schritt halten können. Immer, wenn mit deinem Wassertest wieder NO2 im Scape nachweisbar ist, musst du wieder Wasser wechseln.

Salzzugabe

Aquarienfische, die Kochsalz vertragen (Achtung, Welse gehören nicht dazu!), können in einem Nitritpeak durch 0,1-0,5 g Kochsalz (NaCl) pro Liter Aquarienwasser entlastet werden. Das im Kochsalz enthaltene Chlorid blockiert bei Fischen und vielen Wirbellosen die Kanäle in den Kiemen, durch die sie Nitrit in ihren Körper aufnehmen würden. So kann der Giftstoff nicht in ihren Körper eindringen, und es gibt keine Nitritvergiftung. Bitte beachte: Es gibt einige wenige Aquarienpflanzen, die kein Salz vertragen, bitte mach dich dahingehend vor einer Salzbehandlung schlau!

Bakterienstarter

Um den Nitritwert im neu eingerichteten Scape effektiv zu drücken (oder erst gar nicht aufkommen zu lassen) kannst du nachhelfen, dass sich eine passende Bakterienflora ausbilden kann. Dazu gibst du einen Filterstarter oder Bakterienstarter aus dem Handel nach Packungsanweisung ins Wasser. So kriegst du auf Anhieb eine wirklich sehr große Menge an ganz unterschiedlichen Arten von Filterbakterien ins System, die sich gerne um Ammonium und Nitrit im Aquarienwasser kümmern. Dadurch kann sich eine passende Bakterienflora ausbilden und das biologische System im Aquarium optimal arbeiten.

Algen während der Einfahrphase und was man dagegen tun kann

Dass es während der Einfahrphase deines Aquascapes zu Nährstoffungleichgewichten kommen kann, wissen wir ja nun schon. Diese Ungleichgewichte können dazu führen, dass sich Algen bilden. Ganz typisch ist ein Verlauf. Lass dich nicht abschrecken - wenn das biologische Gleichgewicht hergestellt ist, wenn die Aquarienpflanzen anfangen zu wachsen und du nicht übermäßig viel fütterst oder Fehler beim Düngen machst, pendelt sich das Gleichgewicht im Aquarium ein und die Algen sind wieder Geschichte.

Braune Kieselalgen

Braune flockige Beläge, die lose auf den Pflanzenblättern liegen, sind Kieselalgen. Viele nennen sie auch Braunalgen (wegen der Farbe), Braunalgen gibt es jedoch nur im Meer. Kieselalgen oder Diatomeen sind ganz einfache einzellige Algen, die lockere Verbünde bilden. Sie werden von Garnelen und Schnecken ultragerne gefressen, die fluffigen Beläge lassen sich aber auch einfach absaugen. Wenn die Filterbakterien sich etabliert haben, entfernen sie Silikat aus dem Wasser (das Hauptfutter der Kieselalgen). In einem länger laufenden Aquarium treten die braunen Kieselalgen daher gar nicht mehr auf. Sie kannst du um Prinzip auch einfach aussitzen. Es gibt aber auch Silikatentferner für den Filter, damit geht's dann schneller.

Grünalgen

Nach den Kieselalgen kommen gerne Grünalgen - Punktalgen, Fadenalgen oder Pelzalgen. Auch sie sind die Folge von Nährstoffungleichgewichten. Sobald die Aquarienpflanzen anfangen zu wachsen und in Konkurrenz zu den Algen treten, sind bei ausgewogener Düngung auch die Grünalgen bald Geschichte.

Interessanterweise treten Grünalgen gerne auf, wenn deutlich zu viel oder viel zu wenig Nitrat im System vorhanden ist. Du solltest in diesem Fall also deinen Nitratwert checken und gegebenenfalls entweder mehr Wasser wechseln oder aufdüngen.

Garnelen, Schnecken und andere Algenfresser

Gerne werden für die Einfahrphase Schnecken, Garnelen oder Welse empfohlen. Bitte beachte unbedingt die Bedürfnisse dieser Helfertruppe - nicht alle Garnelen passen in ein gut gedüngtes Aquascape, dennoch sind zum Beispiel Neocaridina hier eine gute Wahl. Sie fressen gerne Algenbeläge und sich bildende junge Algen, aber keine höheren Algen. Fadenalgen sind ihnen zum Beispiel einfach zu hart. Amanogarnelen dagegen fressen zwar super gern auch Fadenalgen, jedoch sind sie erst für Aquarien ab 60, besser ab 80 cm Kantenlänge geeignet. Für ein Nano Scape sind Amanos also keine Option.

Dasselbe gilt für Algenaufwuchs fressende Welse - erstens futtern auch sie keine fädigen langen Algen, und zweitens brauchen selbst die kleinen Otocinclus etwas mehr Platz, als sie in einem Nano finden würden - sie dürfen erst in Becken ab 60 cm Kantenlänge, Antennenwelse brauchen sogar eine Aquariengröße von 80 cm.

Während Rennschnecken und Geweihschnecken (letztere auch für Nanos, aber auch hier nur 1-3 Tiere maximal) zwar gerne Biofilme und Algenaufwuchs fressen, können sie in zu neuen Aquarien verhungern. Sie werden zwar gerne in Scapes zur Algenbekämpfung eingesetzt, aber man muss wissen, dass man sie gegebenenfalls mit braunem Herbstlaub, Hokkaidokürbis und NatureHolic Snailfeed zufüttern muss, damit sie nicht verhungern, wenn die ersten Algen erstmal verputzt sind.

Besser ist es auf jeden Fall, erst einmal die Verhältnisse ins Gleichgewicht zu bringen, dann sind die Algen in der Regel ohnehin kein Problem mehr und werden von den Aquarientieren klein gehalten. Dann ist auch ein kleiner Putztrupp sinnvoll, die sich um die wenigen Beläge kümmern, die dann eventuell immer noch entstehen.

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