Die angemessene Beleuchtungsdauer
Wie lange sollte ein Aquarium beleuchtet werden? Dies ist eine grundsätzliche Frage, bei welcher die Bedürfnisse der Tiere und Pflanzen im Aquarium auf die Interessen des Aquarienbesitzers treffen.
Verständlich möchtest du dein Aquarium möglichst jederzeit vollumfänglich genießen können. Dies erreichst du mit einer möglichst langen Beleuchtungsdauer, aber die Tiere und Wasserpflanzen haben in diesem Ökosystem ebenso Bedürfnisse und Anforderungen an die Lichtsituation, denen du zum Wohlergehen deiner Bewohner gerecht werden solltest, um möglichst lange Freude an deinem Aquarium zu haben.
Orientiere dich darum in Sachen Beleuchtungsdauer an den Gegebenheiten der Natur. In den Tropen umfasst ein typischer Tag in der Regel eine Lichtphase von zirka 12 Stunden, bei der ab morgens die Intensität zunimmt, mittags ihren Höhepunkt erreicht und gegen Abend wieder abnimmt. Für die Beleuchtung in deinem Aquarium lässt sich dieser naturnahe Tageslicht-Rhythmus als erster Richtwert übertragen. Für die Dimm- beziehungsweise Dämmerungslichtphasen empfiehlt sich der Einsatz von LED-Controller, mit welchen du die Intensität der Beleuchtung als Tageslichtverlauf programmieren kannst. Dies schafft naturnahe, sanft und weich ineinander übergehende Lichtphasen. Denn das unvermittelte An- und Ausschalten der Aquarienlampe kann bei den Tieren zu Stressreaktionen führen. Gerade in offenen Becken ist dementsprechend die Gefahr außerordentlich hoch, dass Fische aus der Panik heraus mit schweren Folgen aus dem Aquarium springen.
In deinem Aquarium oder Aquascape liegt der Fokus auf der Flora, daher ist die Beleuchtung ein ganz wichtiger Part. Licht wird von Pflanzen im Rahmen der Photosynthese für ihren
Stoffwechsel benötigt und ist darum quasi als "Nährstoff" zu bewerten. Beachte dabei gewisse Zusammenhänge zwischen Lichtintensität und der Verfügbarkeit von CO2 im Aquarienwasser. Das Wachstum ist nur möglich, wenn ein sogenannter Kompensationspunkt erreicht ist, bei welchem ein bestimmtes Mindestmaß an Lichtmenge und Kohlendioxid zur Verfügung bereit steht. Diese Kompensationspunkte sind nicht gleich, sondern stark artabhängig von der gepflegten Wasserpflanze. Darum teilt der Handel im Aquaristik-Sektor die Aquarienpflanzen in verschiedene Kategorien ein, wie beispielsweise "Schwachlichtpflanzen / Schattenpflanzen", welche weniger Licht benötigen. Darunter zählen Farne und Moose. Stängelpflanzen haben dagegen als "Starklichtpflanzen / Sonnenpflanzen" häufig einen höheren Lichtbedarf. Dazwischen liegt eine weitere Gruppe, die mit mittelstarkem Licht auskommen, zum Beispiel Anubien und Cryptocorynen.
Betrachtest du die Rahmenbedingungen der Naturaquarien von Takashi Amano, so wird eine maximale Beleuchtungszeit von 10 Stunden für ein solches Pflanzenaquarium deutlich. In Pflanzenaquarien mit guten Bedingungen und passender Beleuchtung lässt sich die Photosynthese-Aktivität der Wasserpflanzen über den Tag hinweg gut erkennen. Der Sauerstoffgehalt im Wasser ist nach einer gewissen Zeit so gesättigt, dass sichtbare Sauerstoffbläschen an den Blättern und Stängeln auftreten. Dieser Effekt tritt bereits nach ein paar wenigen Stunden Beleuchtungszeit ein. Nach einer bestimmten Zahl von Stunden kannst du in einem Aquarien-Layout mit vielen Stängelpflanzen, einer moderaten bis starken Lichtintenstität und entsprechenden Photosynthese-Tätigkeit beobachten, dass die Pflanzen ihre Köpfe "zumachen". Das Blattwerk verschließt sich und die Wasserpflanzen sehen aus, als würden sie sich für die Nachtphase vorbereiten. Das Maximum der Photosynthese-Tätigkeit ist erreicht, und kein weiterer Bedarf ist mehr vorhanden. Dieser Zeitpunkt ist in solchen Aquarien oft nach acht bis zehn Stunden erreicht. Die Dauer der Aquarienbeleuchtung ist an diese Reaktion der Pflanzen anzupassen. In diesen Fällen ist eine Zeitspanne von zwölf Stunden meist nicht sinnig, da das den Stoffwechsel der Pflanze unnötig herausfordert.
(Autor Marcel Röder)